Keine Schnellschüsse bei der Entscheidung um bleifreie Munition
DJV kritisiert Forderung der Grünen und verweist auf laufende Forschung
(Berlin, 25. Oktober 2012).
„Hinhaltetaktik“ ist es nach Ansicht von Bündnis90/Die Grünen, wenn man
eine Entscheidung verschiebt, weil der Kenntnisstand dafür nicht
ausreicht. Gegenstand dieser Äußerung ist ein Beschluss der
Agrarminister auf der Herbstkonferenz am 28. September. Diese hatten die
Entscheidung über das Verbot von bleihaltiger Jagdbüchsenmunition in
das nächste Frühjahr verschoben, um Ergebnisse aus laufenden
Forschungsprojekten abzuwarten.
Die Sprecherin für Waldpolitik von
Bündnis 90/Die Grünen, Cornelia Behm, kritisiert nun diese Verzögerung
in einer Pressemeldung. Sie verweist dabei auf vorliegende
„Expertenschätzungen“ und sieht in der „Hörigkeit zur Jägerschaft“ den
bremsenden Faktor. Der Deutsche Jagdschutzverband (DJV) lehnt diese
Kritik ab. „Wir haben bislang jedes wissenschaftliche Projekt des Bundes
zu diesem Thema begrüßt und unterstützt“, sagt DJV-Vizepräsident Dr.
Wolfgang Bethe. „Und wir geben uns mit Teilergebnissen nicht zufrieden,
besonders dann nicht, wenn offenbar aus politischem Zeitdruck heraus
gehandelt werden soll. Wir wollen wissensbasiert entscheiden und nicht
kopflos.“
Mit einer Studie zum Abprallverhalten von
Jagdbüchsengeschossen wurde der Teilaspekt der jagdlichen Sicherheit
2011 untersucht. Allerdings stehen Ergebnisse einer Vielzahl anderer vom
Bund initiierten Studien noch aus. So wurden in den vergangenen drei
Jahren Untersuchungen zur Tötungswirkung sowie zur Hintergrundbelastung
von Wildbret mit Metallen (Lebensmittelsicherheit) gestartet, die für
Munition verwendet werden.
Die etwa 1,5 Millionen Euro teuren
Studien sind teils noch nicht veröffentlicht, teils noch im Stadium der
Datenaufnahme. Es kann nach Ansicht des DJV nicht im Sinne des
Steuerzahlers sein, Entscheidungen zu treffen, bevor grundlegende
Forschungsergebnisse vorliegen und bewertet sind.
Besonders der Behauptung Behms, es
bestehe kein Grund die Ergebnisse des Projektes „Lebensmittelsicherheit
von jagdlich gewonnenem Wildbret“ abzuwarten, widerspricht der DJV
vehement. Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) führt derzeit in
enger Zusammenarbeit mit dem DJV und anderen Partnern eine Studie zur
Hintergrundbelastung von Wildbret durch. Ziel des Projektes ist es, zu
analysieren wie viel Blei, Kupfer und Zink grundlegend im Wildbret ist
und wie viel durch Jagdmunition eingetragen wird. Die Aussagen dieses
Projektes sind maßgeblich für den Entscheidungsprozess. Während
beispielsweise die Bleibelastung von anderen Lebensmitteln z.B.
Getreide, Obst oder Fisch bekannt ist, fehlen die Werte für Wildbret
gänzlich.
Ein weiterer kritischer Punkt liegt in
der Zulassung der Schießstände. Auf dem überwiegenden Teil deutscher
Schießstände ist nur die Nutzung bleihaltiger Munition zugelassen. Wird
mit alternativen Materialien geschossen, haftet bei einem möglichen
Unfall der Betreiber. Die Jäger sind somit nicht ausreichend in der
Lage, ihre Waffen auf die neue Munition um- oder einzuschießen.
Da weder die nötige Faktengrundlage für
eine wissensbasierte Entscheidung vorhanden ist, noch die rechtlichen
Rahmenbedingungen für die Praxis existieren, warnt der DJV davor,
voreilige Schlüsse zu ziehen. „Es müssen vernünftige Lösungen her“, sagt
Dr. Bethe. „Wir sind mit der angestoßenen Forschung auf dem richtigen
Weg. Liegen im Frühjahr 2013 die gesamten Ergebnisse vor, muss sie die
Bundesregierung bewerten.“
Die Jägerschaft werde eine wissensbasiert
getroffene Entscheidung zum Einsatz von Büchsengeschossen unterstützen
und mittragen, so Dr. Bethe.
Quelle: www.ljv-brandenburg.de
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